Das Eiskar

Begehung am 2.6.2024

 

Witterungsübersicht:

 

Nach der Gletschermessung am 10.9.2023 liegen die Temperaturen in den Hochlagen der Karnischen Alpen bis Ende Oktober fast durchwegs deutlich über den Mittelwerten. Der gesamte Herbst bringt eine positive Temperaturabweichung von rund 3,5°C. Während die erste Herbsthälfte niederschlagsarm verläuft, kommt es vom 20. Oktober bis zum 10. November wiederholt zu teils kräftigen Niederschlägen. Fällt der Niederschlag zunächst in Form von Regen, wintert es im Eiskar mit einem Italientief und kräftigen Schneefällen zwischen 30. Oktober und 7. November ein. Die nächsten Schneefälle setzten dann erst zum Monatswechsel von November auf Dezember ein, als es im Eiskar rund 100mm Niederschlag gibt. Die Schneefallgrenze steigt zwischenzeitlich auf knapp 2300 um zum Schluss bis ins Tal abzusinken. Im weiteren Monatsverlauf kommen nur wenige Zentimeter Neuschnee zusammen. Erst am Silvestertag schneit es im Eiskar nochmals 30cm.

 

Mit Jahresende ist die Schneehöhe zwar unterdurchschnittlich, die Schneedecke für die Jahreszeit jedoch bereits sehr kompakt.

 

Der Jänner bringt bis knapp über die Monatsmitte immer wieder leichte Schneefälle im Eiskar. Mehr als rund 75cm kommen jedoch nicht zusammen und die Niederschlagsmengen bleiben insgesamt knapp unter den langjährigen Mittelwerten. Vom 20. Jänner bis zum 7. Feber 2024 bleibt es in den Karnischen Alpen niederschlagsfrei. Danach setzt eine niederschlagsreiche Periode ein, welche mit einer kräftigen Südlage rund um den 23. Feber ihren Höhepunkt findet. Binnen 48h kommen im Eiskar rund 150cm Neuschnee zusammen. Bis Mitte März schneit es in den Karnischen Alpen mehrmals rund 15 bis 30cm. Nach einer niederschlagsarmen Phase zwischen 10. und 22. März fallen in den letzten 10 Märztagen im Eiskar rund 300mm Niederschlag. Dabei werden auch große Mengen an Saharastaub abgelagert. Während die Schneefallgrenze zunächst noch unter 2000m liegt, steigt die Schneefallgrenze am 30. bzw. 31 vorübergehend über 2300m. Zum Niederschlagsende am 1. April schneit es wieder deutlich unter 2000m herab. Die großen Niederschlagsmengen zusammen mit der hohen Schneefallgrenze führen zu sehr großen Lawinenabgängen von der Oberen Kellerwand hinab ins Eiskar.

 

Auf diese winterliche Phase folgt eine außergewöhnliche Wärmeperiode, welche am 14. April mit bis zu 30°C im Tal ihren Höhepunkt erreicht. Am 16. April beendet eine Kaltfront diese erste Schmelzphase und sorgt im Eiskar für rund 40cm Neuschnee. Bis zum 25. April schneit es in den Karnischen Alpen nochmals rund 50cm. Nach einigen sehr warmen Tagen und frostfreien Nächten schneit es Anfang Mai im Eiskar nochmals rund 30cm.

 

Ab dem 4. Mai liegen die Temperaturen meist über 0°C und die sommerliche Ablationsphase setzt ein. Im gesamten Mai kommt es zu keinem nachhaltigen Kaltluftvorstoß. Wiederholt auftretende Niederschläge fallen im Eiskar überwiegend in Form von Regen. Am 8. und 17. Mai sinkt die Schneefallgrenze vorübergehend aber auf rund 2200m. Nennenswerter Neuschnee mit rund 20cm fällt am südlichsten Gletscher Österreichs oberhalb von rund 2200m nochmals am 31. Mai 2024.

 

Zusammenfassung:

 

Die Einwinterung im Eiskar fällt mit Ende Oktober ähnlich spät wie im Mittel der letzten Jahre statt. Gerade die ersten Schneefälle um den Monatswechsel von Oktober auf November fallen sehr kräftig aus. Der Hochwinter bringt bis Mitte Feber etwa durchschnittliche Niederschlagsmengen. Im Feber und März fällt doppelt so viel Niederschlag wie im langjährigen Mittel. April und Mai bringen zwar wenig Sonne, der Großteil der Niederschläge fällt aber bereits in Form von Regen. Das Ende der winterlichen Akkumulationsperiode wird mit dem 3. Mai 2024 festgelegt.

 

Blick von Osten ins Eiskar
Blick von Osten ins Eiskar

Wie in den letzten Jahren wurde auch heuer wieder an mehreren Punkten die Schneehöhe sondiert. Dazu hatte das Arbeitsteam eine 12,5m lange Lawinensonde mit. Das Sondieren stellte sich durch die teils große Schneehöhe recht mühsam dar.  Leider ist im Zuge der Arbeiten auch ein Sondenteil abgebrochen, wodurch sich die maximale Länge der Sonde um 1,6m verkürzte. Der Vergleich mit den letzten Jahren zeigt, dass an allen 21 Punkten überdurchschnittliche viel Schnee liegt. Die größten Schneehöhen wurden im Bereich der Gletscherzunge bzw. an deren Ansatz sondiert. Hier lag verbreitet 10 bis 14m Schnee.

Im Mittel aller Messpunkte betrug die Schneehöhe 8,1m (Mittelwert 2011-2024 = 6,2m)! In den letzten beiden Jahren lagen Ende Mai nur durchschnittlich 3,5m.

Der zentrale Lawinenkegel, im Vordergrund zwei Helfer beim Sondieren
Der zentrale Lawinenkegel, im Vordergrund zwei Helfer beim Sondieren

Durch die Frühjahrsschneefälle lag noch jede Menge Schnee in der Nordwand der Kellerwand. Am Tag der Begehung gingen unzählige kleine Rutsche bzw. Lawinen aus der Kellerwand auf den Gletscher nieder.

Blick über den Eisscheitel nach Osten, wieder sind die beiden Helfer zu sehen
Blick über den Eisscheitel nach Osten, wieder sind die beiden Helfer zu sehen

Im Gegensatz zum Vorjahr war der Schnee Anfang Juni heuer schon relativ kompakt und man man sank nicht allzu weit ein.

Der gut mit Schnee gefüllte Trog der Gletscherzunge. Hier liegen bis zu 15m Schnee.
Der gut mit Schnee gefüllte Trog der Gletscherzunge. Hier liegen bis zu 15m Schnee.

Vielen Dank an meine Ausrüstungssponsoren:

Perfektes Rundumtraining
Perfektes Rundumtraining