Monte Canin/ Kanin 2587m

~850 bis 1300m (jeweils mit Gondelaufstieg, schwer)

 

16.8.2011, 29.7.2021

 

Mit dem Auto geht es auf den Sella Nevea und dort zum Parkplatz bei der alten Gondeltalstation (1122m).

 

Ganz motivierte Bergsteiger können über die Schipiste aufsteigen (nicht empfehlenswert), für alle anderen bietet sich die Möglichkeit zum wirklichen fairen Preis von € 8 (Bergfahrt) oder € 10 (Berg- und Talfahrt), Stand Sommer 2011, mit der neuen Gondel hinauf zum Rifugio Gilberti zu fahren.

 

Die Gondeltalstation erreicht man vom Parkplatz, indem man auf der Passstraße bis zur ersten Kehre abwärts geht und von dort links der Forststraße hinunter zur Gondelstation folgt.

 

Von der Bergstation der Gondel geht es nach rechts weg am Weg Nr. 632. Während die ersten Meter gemütlich sind, wird der Weg hinauf zum Sella Bila Pec (2005m) mit der Zeit immer steiler.

 

Klettersteig Via Julia (C):

 

Vom Sattel folgt man einem alten Steig, welcher etwa der Höhe entlang nach rechts (Südwesten) zieht. Schließlich erreicht man in 2018m eine Wegkreuzung, wo sich der Wanderer links hält (Monte Canin, Ghiacciaio Canin). Jetzt geht es mühsam auf einem steilen Schottersteig hinauf zur Moräne des einst mächtigen Kaningletschers. Heute sind vom Gletscher nur mehr wenige Schnee- bzw. Eisfelder übrig. Von der Moräne zieht der nun mit Steinmännchen markierte Weg nach Süden Richtung Wandfuß höher, wobei man auch (sofern noch vorhanden) über Schneefelder aufsteigen kann. In etwa 2200m hält man sich leicht links und steigt nun auf einer Felsrippe aufwärts. Als Ziel sollte der Bergsteiger die höchsten Schneefelder in einer breiten Rinne ansteuern. Nach schneereichen Winter kann es sein, dass die letzten Meter zum Beginn des Klettersteigs sehr steil sind. Bei Schneearmut überwindet man die ersten steilen felsigen Passagen mit der Hilfe von Stahlketten. Der Klettersteig Via Julia ist mit C zu bewerten. Vielfach geht es in recht direkter Linie höher, nur zwischendurch gibt es kürzere flache Passagen, in welchen man sich etwas erholen kann. Die gesamte Via Ferrata ist perfekt mit Stahlseilen versichert, an einzelnen Stellen finden sich auch Trittbügel. Schließlich gelangt man nach einem letzten Aufschwung direkt auf den langen Ostgrat des Kaninzugs. Hier nach rechts und entlang der Markierungen  meist in unmittelbarer Gratnähe die letzten Höhenmeter auf den Gipfel. An einzelnen Stellen muss man nochmals die Hände zu Hilfe nehmen.

 

Klettersteig Via Ferrata Rosalba Grasselli (B/C), Alta via Resiana (I-II)

 

Vom Sattel folgt man einem alten Steig, welcher etwa der Höhe entlang nach (Südwesten) zieht. Schließlich erreicht man in 2018m eine Wegkreuzung, wo sich der Wanderer recht hält und dem Weg leicht abwärts Richtung Westen folgt, wobei der tiefste Punkt in rund 1925m Höhe liegt. Dann steigt der Weg wieder leicht an und führt so zum Sella di Grubia, wo sich das Biwak Marussich (2040m) befindet. Hier zweigt nach links die Alta via Resiana ab. Der Steig zieht steil in südöstlicher Richtung zu einem kleinen Gipfel höher. Von dort steigt man in unmittelbarer Nähe zu den steilen Südabbrüchen in eine Scharte hinab. Der weitere Weg führt durch teils schuttiges Gelände bis an den Fuß des Picco di Carnizza. Hier beginnt der Klettersteig (B/C). Nach einem ersten Aufschwung geht es in kurz etwas gemütlicher weiter. Dann folgt schon die Schlüsselstelle, ein mit Steigbügeln entschärfter Aufschwung. Im weiteren Verlauf wechseln Gehpassagen in steilem Gelände mit versicherten Passagen ab. Nachdem man entlang einer Rinne höher gestiegen ist, geht es über steiles Schrofengelände hinauf zum Gipfel des Picco di Carnizza (2434m). Von hier weg wird es richtig spektakulär. Über ungesicherte Platten steigt man (links einen 200m tiefen Abbruch und rechts eine steile Flanke) bis unter eine Scharte auf rund 2300m Seehöhe ab. Nun heißt es über Bänder und Felsstufen zunächst in der steilen Westflanke und dann über den Nordwestgrat zum Kanin aufzusteigen. Ab dem Picco di Carnizza finden sich nur mehr wenige Seilsicherungen vor, die Kletterpassagen übersteigen jedoch nie die Schwierigkeit I bis II. Der Aufstieg vom Picco di Carnizza zum Kanin ist ein für die Julischen Alpen typischer Felssteig.

 

Für den Abstieg gibt es mehrere Möglichkeiten. Einerseits bietet sich der Klettersteig Via Ferrata Divisione Julia (sieh oben), wie er mit ganzem Namen heißt, an. Andererseits kann man auch über den Bänderweg (Via delle Chenge) zurück hinunter zum Kaningletscher klettern. Dieser Steig zweigt ebenfalls vom Ostgrat des Kaninzuges nach Norden hin ab, jedoch etwas östlich von der Via Julia. Der Bänderweg ist aber nur teilweise versichert (Stand 2011) und sehr ausgesetzt. Wie der Name schon sagt, verläuft er über Bänder abwärts, wobei auf diesen teils loses Gestein liegt, was den Abstieg nochmals unangenehmer gestaltet. Der Bänderweg trifft am „Gletscherrand“ auf die Via Julia. Der restliche Abstieg erfolgt über die Zustiegsroute.

 

Als letzte Abstiegsvariante bietet sich die große Kaninrunde an. Hierfür lässt man die beiden Klettersteige links liegen und steigt vom Kanin am Normalweg nach Osten Richtung Seilbahnstation Bovec ab. Dieser Steig wird stark frequentiert und ist bis auf einzelne kurze Stellen, welche mit Seilen oder Stahlstiften versichert sind, einfach zu begehen. Bereits vom Gipfel aus sieht man den Steig durch das weite Kar bis unter den Hudi Vrsic ziehen. Dort gelangt man zu einer Weggabel, wo man sich links hält. Nach einer kurzen Aufwärtspassage geht es wieder flach bis an eine markante Geländekante, von welcher man zur Bergstation der Bovec-Gondel hinunter sieht. Die Steilstufe ist an einzelnen etwas schwierigeren Passagen mit Stahlseilen oder Stahlstiften versichert. Am Wandfuß empfiehlt es sich, noch nach links zum Okno (Fenster) aufzusteigen. Einige Höhenmeter unter dem Fenster zieht ein markierter Weg nach rechts (Osten) unter den Südwänden des Prestreljenik bis zum Sattel Skrbina pod Prestreljenik (2292m). Natürlich empfiehlt es sich, auch noch die letzten Meter hinauf zum Fenster zurückzulegen und dann erst weiter zu wandern. Vom Sattel führt der markierte Steig in etwa im Sinne der Lifttrasse (Beginn nicht ganz einfach zu sehen) hinunter zum Sella Prevala. Am Sattel angekommen wendet man sich nach links und steigt durch das durch die neue Schipiste mittlerweile öde Piano del Preval zur Gondelbergstation ab. Ganz langatmige oder konditionsstarke Bergsteiger können vom Prevala Sattel zur Bergstation der neuen Seilbahn aufsteigen und dann dem alten Kriegssteig (636) nach Nordosten talwärts folgen. In 1866m gelangt man zu einer Weggabel, hier nach links über schöne Karstböden abwärts zur nächsten Wegkreuzung. Nun nach rechts und dem Steigverlauf talwärts folgen. Der Steig mündet schließlich knapp oberhalb vom Sella Nevea in die Schipiste, über welche man die letzten Höhenmeter nach Westen zum Parkplatz absteigt. Diese Route wird im Winter gerne von Schitourengehern als Anstiegsweg benutzt.

 

Der Kanin, ein Berg voller Abwechslungen! Schroffe Felsen, weite Kare, Schnee und Eis und natürlich der Blick zum Meer! Ein Aufstieg von Norden her erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, von Osten - ausgehend von der Bergstation der Bovec-Gondel - ist ein Gipfelsieg mit etwas besserer Kondition und Trittsicherheit deutlich leichter zu schaffen. Für die Klettersteige Via Julia (C) und Via Ferrata Rosalba Grasselli sind Helm, Gurt und Klettersteigset ratsam. Der Abstieg über den Bänderweg ist alles andere als angenehm und nicht zu empfehlen! Wer die große Kaninrunde in Angriff nehmen will, sollte als Voraussetzung gute Kondition mitbringen.

Der Zustieg über die Reste des Kaningletschers zur Via Julia kann je nach Jahreszeit und Schneelage Pickel und Steigeisen notwenig machen!

 

Bei einer Besteigung des Kanins sollte man ganz besonders auf das Wetter achten, da es abgesehen von den Seilbahnstationen keine wirklichen Unterstandsmöglichkeiten gibt. Der Kanin ist von Süden her der erste wirklich hohe Berg der Julischen Alpen. Dementsprechend oft steckt er in Wolken und auch an Schönwettertagen bilden sich rund um diesen exponierten Gipfel rasch Quellwolken. Eine Besteigung sollte demnach idealer Weise bei sehr stabilem Wetter durchgeführt werden. Die Gondel vom Sella Nevea weg ist im Sommer (Anfang Juli bis Anfang September) von 8:30 bis 16:30 in Betrieb (Stand Sommer 2021).

 

Der Blick von der Gondel-Bergstation zum Fenster. Kaum vorstellbar, dass man im Winter mit den Schiern zu diesem aufsteigen kann!
Der Blick von der Gondel-Bergstation zum Fenster. Kaum vorstellbar, dass man im Winter mit den Schiern zu diesem aufsteigen kann!

 

Bilder vom Zustieg über den Sella Bila Pec

Beim Anstieg zum Sella Bila Pec; hier befindet sich übrigens ein Blumenthemenpfad
Beim Anstieg zum Sella Bila Pec; hier befindet sich übrigens ein Blumenthemenpfad
Der Monte Cimone vom Sella Bila Pec aus aufgenommen
Der Monte Cimone vom Sella Bila Pec aus aufgenommen
Die Reste des einst mächtigen Kaningletschers; bei den Schneefeldern am Wandfuß beginnt der Klettersteig
Die Reste des einst mächtigen Kaningletschers; bei den Schneefeldern am Wandfuß beginnt der Klettersteig

 

Via Julia

Via Julia
Via Julia
Steilaufschwung
Steilaufschwung
Vom Grat der Blick zurück hinunter
Vom Grat der Blick zurück hinunter

 

Aufstieg Via Ferrata Rosalba Grasselli, Alta via Resiana

Eisenleiter
Eisenleiter
Eine der zahlreichen Bänderquerungen
Eine der zahlreichen Bänderquerungen
Spektakulärer Abstieg vom Picco di Carnizza Richtung Kanin
Spektakulärer Abstieg vom Picco di Carnizza Richtung Kanin
Nordwestgrat hinauf zum Gipfel
Nordwestgrat hinauf zum Gipfel

 

Aussicht vom Gipfel

Schon am Gipfel, nach Westen hin nur Berge. Der Blick reicht bis zur Marmolada
Schon am Gipfel, nach Westen hin nur Berge. Der Blick reicht bis zur Marmolada
Gipfelfoto mit dem Meer im Rücken
Gipfelfoto mit dem Meer im Rücken

 

Abstieg auf der slowenischen Seite zum Fenster und über den Kriegssteig zurück ins Tal

Der Weg zurück nach Osten Richtung Bovec-Gondel-Bergstation. Der vielbegangene Weg ist gut zu erkennen. Im Hintergrund der Prestreljenik
Der Weg zurück nach Osten Richtung Bovec-Gondel-Bergstation. Der vielbegangene Weg ist gut zu erkennen. Im Hintergrund der Prestreljenik
Nochmals der Blick zurück durch das weite Kar zum Kanin
Nochmals der Blick zurück durch das weite Kar zum Kanin
Im Fenster, Blick nach Süden
Im Fenster, Blick nach Süden
Beim Abstieg über den Kriegssteig der Blick zurück nach Südwesten zum mächtigen Kaninmassiv
Beim Abstieg über den Kriegssteig der Blick zurück nach Südwesten zum mächtigen Kaninmassiv

Vielen Dank an meine Ausrüstungssponsoren:

Perfektes Rundumtraining
Perfektes Rundumtraining